FIRE Ziel definieren
Wie viel brauchst du wirklich?
Dein FIRE-Ziel realistisch bestimmen
Stell dir vor, du könntest heute entscheiden, wie viel Geld du einmal brauchst, um selbstbestimmt leben zu können. Kein Lottogewinn, kein Traumgehalt – sondern ein Ziel, das auf deinem ganz realen Alltag basiert.
Genau darum geht es in diesem Artikel.
Die Idee ist einfach: FIRE ist kein Wettrennen zur Million, sondern ein Weg zu mehr Freiheit – und den kannst du besser gehen, wenn du eine Orientierung hast. Keine starre Zahl, sondern eine, die zu deinem Leben passt.
Was die FIRE-Number grundsätzlich ist, wie du sie berechnest und warum sie nicht in Stein gemeißelt ist, haben wir in einem eigenen Artikel erklärt: → Die FIRE Number. In diesem Beitrag gehen wir einen Schritt weiter: Wir schauen, wie du aus einer Zahl ein Ziel machst – realistisch, motivierend und flexibel.
Was kostet dein Leben eigentlich?
Die einfachste, aber auch wichtigste Frage: Wie viel gibst du pro Monat aus? Das klingt banal, ist aber die Grundlage jeder Planung. Denn dein Zielkapital ergibt sich aus deinen Ausgaben – nicht aus deinem Wunschdenken.
Nimm dir dafür etwas Zeit. Schau dir an, was du monatlich für Wohnen, Essen, Versicherungen, Mobilität, Freizeit und Rücklagen brauchst. Zieh ruhig auch Kontoauszüge der letzten Monate heran oder nutze ein Haushaltsbuch – egal ob als App, auf Papier oder in Excel. Tipp: Viele starten mit einer groben Monatsübersicht. Wer es genauer wissen will, rechnet aufs Jahr hoch – das hilft, unregelmäßige Posten wie Urlaube oder Versicherungen realistisch einzuplanen.
Bruttoziel? Nettoziel? FIRE-Ziel!
Ein häufiger Denkfehler besteht darin, das eigene Ziel in Bruttogrößen zu formulieren – also in Summen, die gut klingen, aber wenig über die Realität aussagen. Eine Million Euro klingt beeindruckend, aber entscheidend ist: Wie viel brauchst du wirklich, um deinen Lebensstil dauerhaft zu finanzieren?
Dein FIRE-Ziel sollte sich nicht an Zahlen aus dem Internet orientieren, sondern an deinem Leben. Dabei kommt es darauf an, ob du zur Miete wohnst oder ein Haus abbezahlst, ob du mit Renteneinkünften rechnest oder nicht, und ob dein Ziel eher auf Sicherheit oder auf maximale Freiheit ausgerichtet ist. Auch die Frage, ob du FIRE als vollständigen Ausstieg oder eher als Teilzeitmodell verstehst, spielt eine große Rolle.
Viele Menschen rechnen sich ihr Ziel anfangs zu hoch oder zu niedrig, weil sie keine klare Unterscheidung treffen zwischen dem, was sie heute verdienen, und dem, was sie später wirklich brauchen. Deshalb gilt: Dein FIRE-Ziel ist kein Bruttogehalt, sondern ein realer Bedarf – so, wie du leben willst. Und je ehrlicher du deine Ausgaben einschätzt, desto genauer wird dein Ziel.
Achtung: Nicht jedes Vermögen ist FIRE-Vermögen
Vielleicht besitzt du eine Immobilie. Vielleicht tilgst du gerade einen Kredit. Vielleicht hast du Rücklagen für die nächste Autoreparatur oder größere Anschaffung.
All das gehört zu deinem Vermögen – aber nicht automatisch zu deinem FIRE-Vermögen.
FIRE lebt von Kapital, das für dich arbeitet.
Das heißt konkret: Investiertes Geld in ETFs, Fonds oder anderen Ertragsquellen zählt.
Ein Eigenheim dagegen bringt dir keine monatlichen Auszahlungen – es sei denn, du planst es später zu verkaufen oder zu vermieten. Und laufende Kredite solltest du von deinem Vermögen abziehen, um ein realistisches Bild zu bekommen.
Wenn du zum Beispiel 300.000 € im Depot hast, aber noch 150.000 € Kredit offen, dann sind deine „freien“ FIRE-fähigen Mittel eben nicht 300.000 €, sondern 150.000 €. Und: Auch Rücklagen für Instandhaltung, Reparaturen oder unvorhergesehene Ausgaben gehören in deine Strategie – aber eben nicht in dein Zielkapital.
Was verändert dein Ziel?
Dein FIRE-Ziel ist nicht statisch – es verändert sich mit deinem Leben. Wenn du heute keine Kinder hast, aber später eine Familie planst, wirst du einen ganz anderen Finanzbedarf haben als jetzt. Kinder bedeuten meist mehr Ausgaben, etwa für Betreuung, Kleidung, Freizeit oder Ausbildung. Gleichzeitig entstehen aber auch neue Einnahmen – zum Beispiel durch Kindergeld oder steuerliche Vorteile.
Auch ein Wechsel des Wohnorts – etwa vom teuren Stadtzentrum aufs Land – kann deine Ausgaben und damit dein Ziel verändern. Wer sich später mit Teilzeitjobs oder gelegentlicher Selbstständigkeit ein Einkommen sichern will, braucht weniger Kapital als jemand, der gar nicht mehr arbeiten möchte. Und wenn du davon ausgehst, im Alter eine Rente oder Pension zu erhalten, kann dein Ziel ebenfalls niedriger ausfallen. Deshalb kann es sinnvoll sein, mehrere Zielgrößen durchzuspielen. Ein realistisches Szenario, ein eher vorsichtiges und vielleicht auch ein mutigeres – so bekommst du ein Gespür dafür, wie viel Spielraum deine Zukunft bietet.
Von der Zahl zum Ziel – und weiter
Du musst nicht sofort das große Endziel erreichen. Vielleicht ist dein erster Schritt ein Depot von 100.000 €, oder genug Rücklagen für ein Jahr ohne Job. Vielleicht ist es CoastFIRE oder BaristaFIRE, bevor du an den vollständigen Ausstieg denkst.
Etappenziele machen den Weg leichter. Sie sind greifbar, motivierend und können sich an dein Leben anpassen. Es kann helfen, dir ein eigenes Visualisierungssystem zu bauen: einen Fortschrittsbalken, ein FIRE-Konto oder sogar ein Bild an der Wand, das dich daran erinnert, warum du sparst. Besonders schön ist es, wenn du deine Ziele gemeinsam mit deinem Partner oder deiner Familie entwickelst – denn FIRE betrifft nie nur eine Person.
Fazit: Deine Zahl darf sich verändern – du auch
Dein FIRE-Ziel ist ein Werkzeug, kein Urteil. Es hilft dir, Prioritäten zu setzen, Klarheit zu gewinnen – und Verantwortung für deine Finanzen zu übernehmen. Aber es darf wachsen. Mit deiner Familie. Mit deinem Job. Mit deinen Wünschen und Sorgen. Und manchmal auch mit deinem Mut, etwas Neues zu probieren.
Wichtig ist nicht, dass du von Anfang an alles perfekt berechnest.
Wichtig ist, dass du losgehst – mit einer Zahl, die zu dir passt. Und der Bereitschaft, sie weiterzuentwickeln.
Ausblick: Welche FIRE-Rechner helfen dir wirklich?
Im nächsten Artikel werfen wir einen Blick auf verschiedene FIRE-Rechner und Tools – und erklären, wo sie dir weiterhelfen können und wo du selbst denken musst. Denn so hilfreich diese Rechentools auch sind: Dein Leben ist komplexer als jede Excel-Formel. Aber keine Sorge – wir zeigen dir, wie du sie sinnvoll nutzen kannst, um deiner Freiheit ein Stück näher zu kommen.
Hier gehts weiter: FIRE-Rechner im Vergleich - Was sie können und wo du selbst denken musst