Kapitel 2

Die FIRE-Number

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Wie viel brauchst du wirklich?

Stell dir vor, du könntest eine einzige Zahl kennen, die darüber entscheidet, ob du auf deine Arbeit angewiesen bist – oder nicht. Eine Zahl, die dir zeigt, wann du frei über deine Zeit bestimmen kannst, ohne dass du dich finanziell sorgen musst. Genau das ist die sogenannte FIRE-Number – und sie steht im Zentrum jeder Strategie rund um Financial Independence, Retire Early (FIRE).

In diesem Artikel schauen wir uns an, was diese Zahl eigentlich ist, wie du sie für dich bestimmen kannst und warum sie weniger ein starres Ziel, sondern vielmehr ein persönlicher Wegweiser ist.

Was ist die FIRE-Number?

Die FIRE-Number beschreibt das Vermögen, das du einmal aufgebaut haben musst, um von den Erträgen dauerhaft leben zu können – ganz ohne zusätzliches Einkommen aus Erwerbsarbeit.

Sie ist keine Zahl, die du „brauchst“, um glücklich zu sein. Sie ist vielmehr eine finanzielle Orientierung, die dir hilft zu verstehen: Was kostet mein Leben eigentlich – und wie viel Kapital müsste ich haben, damit dieses Leben aus Erträgen finanzierbar ist?

Dabei geht es nicht um Luxus oder Verzicht, nicht um richtig oder falsch. Die FIRE-Number ist so individuell wie dein Lebensstil – ob du allein lebst, eine Familie ernährst, ob du zur Miete wohnst oder dein Haus bereits abbezahlt ist.

Wie berechnet man seine FIRE-Number?

Die einfachste Methode zur Berechnung ist eine Faustformel:

Jährliche Ausgaben × 25 = FIRE-Number

Warum mal 25? Diese Zahl ergibt sich aus der Annahme, dass man jährlich etwa 4 % seines Vermögens entnehmen kann, ohne es langfristig aufzubrauchen. (Mehr dazu erklären wir im nächsten Artikel zur 4%-Regel.)

Hier zwei Beispiele: Eine Familie mit jährlichen Ausgaben von 30.000 € würde auf eine FIRE-Number von 750.000 € kommen. Eine alleinstehende Person, die mit 18.000 € im Jahr auskommt, bräuchte etwa 450.000 €.

Ob du 450.000 oder 1,2 Millionen Euro brauchst, ist keine Frage deines Gehalts, sondern deiner Lebensweise. Wer mit wenig zufrieden ist, braucht weniger Kapital. Wer großzügiger lebt, braucht entsprechend mehr – und beides ist vollkommen legitim.

Wie finde ich heraus, wie viel ich ausgebe?

Der Schlüssel zur eigenen FIRE-Number liegt in der realistischen Einschätzung deiner Ausgaben. Denn sie sind die Grundlage für jede Berechnung. Für den Einstieg reicht oft ein grober Überblick: Welche monatlichen Kosten hast du für Miete, Strom, Essen, Versicherungen, Mobilität? Was kommt für Urlaub, Kleidung, Freizeit, Hobbys oder Sonderausgaben dazu?

Ein einfaches Haushaltsbuch – egal ob als Excel-Tabelle, in einer App oder auf Papier – hilft dir dabei, ein Gefühl für deine Ausgaben zu entwickeln. Für die erste grobe Schätzung deiner FIRE-Number ist das völlig ausreichend. Langfristig lohnt es sich jedoch, deine Ausgaben etwas detaillierter zu erfassen. Nur so bekommst du ein realistisches Bild deines Lebensstils – und kannst deine FIRE-Number fundiert berechnen. Auf dieser Seite findest du in Zukunft auch weitere Hilfen und Beispiele, wie du ein Haushaltsbuch führen kannst.

Wie verändert sich meine FIRE-Number?

Deine FIRE-Number ist keine feste Größe. Sie wächst oder schrumpft mit deinen Ausgaben. Wenn du günstiger wohnst, weniger konsumierst oder schuldenfrei bist, sinkt die benötigte Summe. Wenn du einen höheren Lebensstandard anstrebst oder Kinder hast, steigt sie.

Kinder bedeuten meist zusätzliche Kosten – von Kleidung über Freizeitaktivitäten bis zur späteren Ausbildung. Gleichzeitig ändert sich der Finanzbedarf oft mit der Zeit: Was heute teuer ist, kann in ein paar Jahren günstiger sein – oder umgekehrt. Auch die Inflation spielt eine Rolle, besonders bei einer langen Planungszeit.

Deshalb ist es sinnvoll, die eigene FIRE-Number regelmäßig zu überprüfen und anzupassen – wie ein Kompass, der immer wieder neu eingenordet wird.

Häufige Fragen und Missverständnisse

Muss ich wirklich genau diese Summe ansparen?
Nein. Die FIRE-Number ist eine Orientierung, kein Prüfstein. Viele Menschen kombinieren sie mit späteren Rentenansprüchen, einem Teilzeiteinkommen oder der Idee, später doch wieder etwas zu arbeiten – einfach weil sie es wollen.

Was ist mit Immobilien oder anderen Einnahmen?
Wenn du mietfrei wohnst, sinken deine Ausgaben – und damit auch deine FIRE-Number. Wenn du Mieteinnahmen oder andere regelmäßige Einnahmen hast, kannst du sie natürlich einrechnen. Deine Zahl ist kein Dogma, sondern eine Annäherung an deine Realität.

Und wenn sich mein Leben verändert?
Dann verändert sich auch deine Zahl. Die FIRE-Number ist kein Stein, sondern eher Knete: formbar, anpassbar, und manchmal darf man auch einfach mal neu kneten.

Fazit: Deine Zahl, dein Weg

Die FIRE-Number ist kein Wettbewerb, kein Stempel und kein Beweis für Erfolg. Sie ist ein Werkzeug. Sie hilft dir, dein Ziel zu definieren, deinen Fortschritt zu messen – und vor allem: bewusst zu leben.

Denn wer seine FIRE-Number kennt, versteht nicht nur seine Finanzen besser, sondern auch seine eigenen Bedürfnisse. Im nächsten Artikel sehen wir uns genauer an, woher diese 4 % eigentlich kommen, warum sie oft genannt werden – und warum sie nicht für jeden gleich gut passen.

Hier geht es weiter: Die 4 Prozent Regel