Kapitel 7

Welcher FIRE-Typ passt zu dir? Teil 1

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Lean oder Luxus – wie unterschiedlich der Weg zur finanziellen Freiheit aussehen kann

Was ist FIRE – und warum gibt es verschiedene Typen?

FIRE steht für Financial Independence, Retire Early – also finanzielle Unabhängigkeit mit der Option auf einen früheren Ruhestand. Die Idee dahinter ist simpel: Wenn dein Vermögen groß genug ist, um dauerhaft deine Ausgaben zu decken, musst du nicht mehr arbeiten – zumindest nicht für Geld.

Klingt erstmal nach einem klaren Ziel, oder? Doch je tiefer man einsteigt, desto mehr merkt man: Es gibt nicht den einen Weg zu FIRE. Die Lebensrealitäten sind verschieden – Familien oder Singles, Stadt oder Land, Sicherheitsbedürfnis oder Freiheitsdrang. Und so haben sich über die Jahre unterschiedliche „FIRE-Typen“ entwickelt, die zeigen, wie vielseitig dieser Weg sein kann. Wir selbst haben gemerkt: Der ganz klassische FIRE-Weg, bei dem man auf einen Schlag finanziell unabhängig wird und gar nicht mehr arbeiten muss, hat uns anfangs eher überfordert. Die Zielsumme, die wir gebraucht hätten, war riesig – und ehrlich gesagt: auch etwas einschüchternd.

Statt zu sagen „Okay, das wird nichts“, haben wir uns gesagt: Lass uns doch einfach anfangen. Unser erster Meilenstein könnte BaristaFIRE sein – also ein Punkt, an dem wir uns Teilzeitjobs leisten können, weil das Fundament steht. Aber dabei soll es nicht bleiben. Vielleicht entdecken wir auf dem Weg noch ganz neue Möglichkeiten oder verschieben unser Ziel, weil sich das Leben verändert. Denn was viele vergessen: Der erste Schritt ist nicht der letzte. FIRE ist keine starre Route – es ist eine Reise. Und auf dieser Reise darf man umsteigen, pausieren, abbiegen. Hauptsache, man kommt in Bewegung.

LeanFIRE – mit wenig viel erreichen

Wer bei FIRE nur an Millionäre oder Hochverdiener denkt, der kennt LeanFIRE noch nicht. Denn diese Variante zeigt eindrucksvoll: Man muss nicht reich sein, um finanziell unabhängig zu leben. Man muss nur wissen, was man wirklich braucht – und bereit sein, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. LeanFIRE bedeutet, mit einem minimalistischen Lebensstil in die finanzielle Unabhängigkeit zu starten. Statt 3.000 oder 4.000 Euro pro Monat kalkuliert man mit deutlich weniger – manchmal reichen 1.200 oder 1.500 Euro. Das funktioniert zum Beispiel, wenn man günstig wohnt, kein Auto braucht, wenig konsumiert und seine Ausgaben ganz bewusst gestaltet.

Damit wird auch das benötigte Vermögen deutlich kleiner: Wer mit 1.200 Euro monatlich auskommt, hat einen Jahresbedarf von rund 14.400 Euro. Nach der bekannten 4-Prozent-Regel ergibt sich daraus ein Kapitalbedarf von etwa 360.000 Euro – das ist für viele deutlich greifbarer als die Millionenbeträge, die oft mit FIRE assoziiert werden. Natürlich ist das nicht für alle etwas. LeanFIRE ist kein „Ruhestand light“, sondern eine bewusste Entscheidung für Einfachheit. Es passt gut zu Menschen, die ohnehin gern minimalistisch leben, die Freiheit höher gewichten als Komfort – und die vielleicht auch örtlich flexibel sind, um in günstigeren Regionen zu wohnen.

Was man bei LeanFIRE allerdings im Blick behalten sollte, sind die Puffer: Wer mit einer sehr knappen Kalkulation lebt, hat wenig Spielraum für Unerwartetes – etwa eine teure Zahnbehandlung, Pflegekosten oder stark steigende Lebenshaltungskosten. Auch kann sich das eigene Bedürfnis nach mehr Komfort oder Sicherheit im Laufe der Jahre verändern. Aber: LeanFIRE kann ein fantastischer erster Schritt sein. Und manchmal ist es genau das: ein Einstieg, kein Endpunkt. Denn wer sich erstmal aus dem Hamsterrad befreit hat, gewinnt nicht nur Zeit – sondern auch Freiheit, neue Wege zu gehen.

FatFIRE – der Ruhestand mit Komfort

FatFIRE ist das Gegenstück zu LeanFIRE. Statt auf das Minimum zu setzen, geht es hier um finanzielle Unabhängigkeit ohne Verzicht. Menschen, die FatFIRE anstreben, wollen ihren gewohnten Lebensstandard behalten – oder ihn vielleicht sogar ausbauen. Reisen, Restaurantbesuche, großzügiges Wohnen, gute medizinische Versorgung, ein E-Auto statt des Fahrrads: Alles darf bleiben, nichts muss reduziert werden. Natürlich hat dieser Lebensstil seinen Preis – und er spiegelt sich auch im benötigten Vermögen wider. Wer monatlich 5.000 Euro ausgeben möchte, hat einen Jahresbedarf von 60.000 Euro. Die 4-Prozent-Regel führt hier auf ein Zielkapital von 1,5 Millionen Euro. Und wer noch einen Inflationspuffer oder zusätzliche Sicherheit einrechnet, kommt schnell auf 2 Millionen oder mehr.

Das klingt nach sehr viel – und ist es auch. FatFIRE ist in der Regel nur mit hohem Einkommen oder unternehmerischem Erfolg realistisch. Manche erreichen es durch aggressive Sparraten und diszipliniertes Investieren, andere durch Unternehmensbeteiligungen oder Immobilien. Für viele ist FatFIRE nicht nur ein Ziel, sondern ein langfristiges Projekt über 15 oder 20 Jahre. Was FatFIRE dabei besonders macht: Man muss den gewohnten Lebensstil nicht ändern. Die große Freiheit entsteht nicht durch Verzicht, sondern durch Absicherung – das Gefühl, sich keine Sorgen machen zu müssen, ob man sich Urlaub oder gute Pflege leisten kann. Viele FatFIRE-Anhänger:innen legen Wert auf Qualität, medizinische Versorgung, Reisen oder Unterstützung für Familie und Freunde.

Doch auch FatFIRE hat seine Tücken. Je größer das Zielkapital, desto länger dauert der Weg – und desto höher ist die Gefahr, unterwegs die Motivation zu verlieren. Auch kann ein hohes Budget „nach unten“ kaum flexibel angepasst werden: Wer sich an einen luxuriösen Alltag gewöhnt hat, hat später oft Schwierigkeiten, Einschränkungen hinzunehmen. FatFIRE bedeutet also nicht nur Reichtum, sondern auch Verantwortung. Denn wer heute auf großem Fuß lebt, muss langfristig viel planen, investieren und bereit sein, Schwankungen auszuhalten – finanziell wie emotional.

Fazit Teil 1: Zwei Pole – und ganz viel dazwischen

Zwischen LeanFIRE und FatFIRE liegen Welten – und genau das ist das Schöne am FIRE-Konzept. Es gibt kein richtig oder falsch, sondern nur das, was zu dir, deinem Leben und deinen Werten passt. Manche fühlen sich beim Gedanken an ein einfaches Leben mit wenigen Ausgaben erleichtert. Andere möchten sich auch im Ruhestand nicht einschränken müssen. Beide Wege sind legitim – und beide zeigen nur Ausschnitte eines viel größeren Spektrums.

Denn FIRE ist kein Wettbewerb. Es geht nicht darum, möglichst viel zu sparen oder möglichst früh aufzuhören. Es geht darum, Handlungsfreiheit zu gewinnen – durch finanzielle Stabilität, Klarheit über die eigenen Bedürfnisse und das gute Gefühl, nicht mehr vollständig vom Arbeitseinkommen abhängig zu sein.

Und genau dort beginnt oft das Spannende: Was ist, wenn man noch arbeiten möchte? Oder wenn man erst später finanziell frei sein wird – aber sich jetzt schon ein entspannteres Leben leisten kann? Dafür gibt es weitere FIRE-Varianten, die dir erlauben, freier, flexibler oder verspielter mit dem Konzept umzugehen. Und genau diese schauen wir uns im zweiten Teil dieser Serie an.

Ausblick: Welcher Weg passt jetzt zu dir?

In Teil 2 dieser Reihe schauen wir uns an, wie FIRE im echten Leben oft aussieht: nicht als klarer Schnitt, sondern als fließender Übergang.

Wenn du also wissen möchtest, wie BaristaFIRE mehr Freiheit ins Jetzt bringt, wie CoastFIRE dir den Druck nimmt, weiter zu sparen, und wie kreative Kombinationen dabei helfen, deinen Weg zu gehen, dann lies unbedingt weiter:

Hier geht es weiter: FIRE auf deine Art -Flexible Wege zur finanziellen Freiheit (Teil 2)