Was Haustiere wirklich kosten
Und warum wir uns trotzdem dafür entschieden haben
Ich bin mit Tieren groß geworden. Goldfische im kleinen Aquarium, ein Teich im Garten, zwei Wellensittiche, eine schwarze Katze – und bei meinem Vater, bei dem ich regelmäßig war, lebten auch zwei Hunde. Bei meinen Großeltern zwitscherten die Kanarienvögel in der großen Voliere. Tiere gehörten für mich ganz selbstverständlich zum Leben dazu. Sie waren da, sie trösteten, sie begleiteten – auch in schwierigen Zeiten.
Ganz anders mein Mann: allergisch gegen fast alles, was Federn oder Fell hat. Er ist komplett ohne Haustiere aufgewachsen, während ich sogar mit meiner Katze im Bett schlief – sehr zum Leidwesen seiner Atemwege, als wir uns im Studium kennenlernten. Wenn er bei mir übernachtete, lagen wir auf der Matratze vor dem offenen Balkonfenster. Und selbst da schlich sich meine Katze nachts zu uns, auf der Suche nach Nähe. Mit Antiallergikum und Humor haben wir es trotzdem irgendwie geschafft.
Ein Kompromiss mit Fell und Pfoten
Nach dem Tod meiner Katze war für einige Jahre klar: erstmal keine Tiere. Aber der Wunsch blieb. Vor allem, als unsere Tochter auf die Welt kam – und mit den Jahren eine deutliche Scheu gegenüber Tieren entwickelte. Ein Besuch im Streichelzoo war keine Freude, sondern Überwindung. Wir haben es mit Reittherapie versucht – das half ein wenig. Aber ich spürte: Ein Tier im eigenen Zuhause könnte einen ganz anderen Zugang ermöglichen.
Die Idee vom Hund kam langsam. Ein Hund schien der Kompromiss, mit dem wir alle drei leben konnten. Ich wollte wieder ein Haustier. Unsere Tochter hätte einen treuen Gefährten, und mein Mann – naja, er bekam Hoffnung: Denn es gibt einige Hunderassen, die als allergikerfreundlich gelten.
Wir haben gründlich recherchiert, Züchter kontaktiert, mit erwachsenen Hunden getestet, ob Reaktionen auftreten. Als die trächtige Hündin beim Züchter geschoren wurde, haben wir Haare mitgenommen und in ein Kissen gefüllt, auf dem mein Mann dann mehrere Nächte geschlafen hat – um sicherzugehen, dass keine allergische Reaktion erfolgt. Keine Reaktion. Ein Wunder – oder zumindest ein Mutmacher.
Elli zieht ein – und mit ihr ein neues Familienkapitel
So kam Elli, unser Großpudel, vor drei Jahren zu uns. Für uns war es kein spontaner Entschluss, sondern eine sehr bewusste Entscheidung. Und das sollte es auch sein – denn ein Haustier verändert nicht nur deinen Alltag, sondern auch dein Budget.
Schon die ersten Ausgaben waren beachtlich:
Anschaffung vom Züchter: über 2.000 Euro.
Dazu Napf, Geschirr, Leine, Körbchen, Schermaschine, Impfungen.
Dann das richtige Futter – bei uns eine Kombination aus Nass- und Trockenfutter.
Und natürlich: Spielzeug, Leckerlis, Pflegeprodukte.
Wir haben früh eine Versicherung abgeschlossen, die sowohl OPs als auch reguläre Tierarztkosten abdeckt – anfangs 64 Euro, mittlerweile über 100 Euro monatlich. Dazu kommen die laufenden Futterkosten, neue Leinen, Ersatzteile für die Schermaschine, Tierarztbesuche. Und selbst wenn wir das alles möglichst effizient gestalten, liegen wir im Durchschnitt bei 180 bis 200 Euro pro Monat.
Ein Luxus im FIRE-Kontext? Vielleicht. Aber ein lohnender.
Wenn man FIRE lebt oder anstrebt, dann überlegt man bei regelmäßigen Ausgaben doppelt. Was bringt mir diese Investition – und was kostet sie mich langfristig? Hätten wir das Geld stattdessen in unseren ETF-Sparplan gelegt, wäre es vielleicht in 15 Jahren eine nette Summe.
Aber: Nicht alles im Leben muss sich in Rendite messen lassen.
Elli bringt uns Freude, Nähe, Struktur.
Sie zwingt uns raus, auch bei Regen.
Sie begrüßt uns wie ein kleiner Wirbelwind, egal wie der Tag war.
Sie bringt unserer Tochter bei, Verantwortung zu übernehmen, Nähe zuzulassen, Grenzen zu setzen.
Emotionale Rendite kann man nicht mit Prozentpunkten vergleichen.
Aber man muss es wollen – und können
Einen Hund zu haben bedeutet: Verzicht auf Spontanität.
Nicht jeder Urlaubsort ist hundefreundlich. Tagesausflüge müssen geplant werden.
Wenn das Kind krank ist, muss trotzdem jemand mit dem Hund raus.
Und wenn der Hund krank ist, braucht es Zeit, Pflege und nicht selten auch Geld.
Ein Hund ist kein Accessoire. Er ist ein Familienmitglied. Und er verdient diese Haltung auch.
Tierliebe und FIRE – kein Widerspruch, aber eine Entscheidung
In der FIRE-Community wird selten über Haustiere gesprochen. Vielleicht, weil sie vermeintlich nicht ins optimierte Finanzleben passen.
Aber FIRE ist kein Askese-Programm. Es geht um bewusste Entscheidungen. Um das Leben, das man wirklich leben will – nicht nur später, sondern auch heute.
Für uns bedeutet das: Ja, wir investieren rund 2.000 Euro im Jahr in unseren Hund.
Aber wir investieren damit auch in unsere Gesundheit, unser Familienleben, in emotionale Stabilität und Nähe. In ein Stück Kindheit für unsere Tochter, das sie nie vergessen wird.
Und später?
Unsere Elli ist jetzt drei Jahre alt. Wenn alles gut geht, begleitet sie uns 13 oder mehr Jahre – genau die Zeitspanne, in der unsere Tochter groß wird. Vom Kindergartenkind zur jungen Erwachsenen. Danach werden wir neu entscheiden. Vielleicht ist dann kein Platz mehr für einen Hund – vielleicht auch doch. Aber für diesen Lebensabschnitt fühlt es sich genau richtig an.
Unser Fazit
Ein Haustier kostet Geld, Zeit und Aufmerksamkeit – aber es schenkt auch Nähe, Struktur und Lebensfreude. Für uns ist Elli keine Investition mit Zinseszins, sondern ein Teil unserer Familie. Und obwohl wir in der Ansparphase auf viele Dinge achten, wollten wir auf diese Erfahrung nicht verzichten. FIRE bedeutet für uns nicht, alles Unnötige zu streichen – sondern das Wichtige bewusst zu wählen. Elli war und ist eine dieser Entscheidungen.
Infobox: Was ein Hund wirklich bedeutet – und was du bedenken solltest
Was du bekommst:
– Tägliche Bewegung bei jedem Wetter
– Emotionale Nähe, Trost, Familienbindung
– Struktur und feste Rituale im Alltag
– Bindung für Kinder, emotionale Entwicklung
– Ein Stück Kindheit mit Pfoten und nasser Nase
Was du einplanen musst:
– Monatlich ca. 180–200 € laufende Kosten
– Eingeschränkte Spontanität und Urlaubsgestaltung
– Regelmäßige Pflege (z. B. Scheren, Krallen, Fellkontrolle)
– Verantwortungsgefühl – auch bei Krankheit oder im Alter
– Zeitliche Verfügbarkeit, auch im stressigen Alltag