Kapitel 6

Warum die ersten 100.000 € so schwer sind

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warum sie so hart sind - und warum danach alles leichter wird

Warum alle von den „ersten 100K“ sprechen

Charlie Munger, der langjährige Partner von Warren Buffett, hat es einmal so formuliert:
„Die ersten 100.000 Dollar sind ein richtig harter Brocken – aber du musst da durch.“
Und wer sich ernsthaft mit finanzieller Unabhängigkeit beschäftigt, merkt schnell: Diese Aussage ist mehr als nur ein markiger Spruch. Es steckt eine tiefe Wahrheit darin. Denn nicht nur Charlie Munger, sondern auch viele Investoren, Finanzexperten und FIRE-Anhänger sagen: Die ersten 100.000 € sind die schwersten. Danach wird es deutlich einfacher.

Das klingt fast magisch – aber ist es wirklich wahr? Und wenn ja: Warum ist gerade diese Schwelle so entscheidend? Wir haben uns das genauer angeschaut, Zahlen gewälzt und mit unserer eigenen Erfahrung als Familie abgeglichen. Und ja: Wir können sagen – es stimmt.

Die Psychologie des Anfangs

Am Anfang fühlt sich der Vermögensaufbau oft an wie ein Marathon mit Bleischuhen. Man spart, verzichtet, investiert – und trotzdem passiert scheinbar wenig. Der Depotstand schwankt hin und her, aber so richtig „Wachstum“ ist nicht zu sehen. Und wenn man dann noch liest, dass man Millionär werden soll, wirkt das Ziel fast schon lächerlich weit entfernt.

Das liegt nicht nur am Kontostand, sondern auch an den Gewohnheiten. Der Umgang mit Geld ist zu 90 % Verhalten – und nur zu 10 % Wissen. Wer das erste Mal versucht, bewusst zu sparen oder zu investieren, muss erst einmal lernen, was es heißt, auf Konsum zu verzichten, geduldig zu bleiben und Prioritäten zu setzen. Diese Lernphase ist fordernd – aber sie ist notwendig. Denn genau hier beginnt der eigentliche Vermögensaufbau: im Kopf.

Warum Zinseszins am Anfang kaum hilft

Zinseszins ist wie ein Schneeball – aber du musst ihn erstmal formen.
Wenn du 10.000 € investierst und 7 % Rendite bekommst, freust du dich am Jahresende über 700 €. Das ist nett, aber nicht weltbewegend. Die berühmte „Magie des Zinseszinses“ ist in den ersten Jahren schlicht noch nicht sichtbar. Man hat das Gefühl, die ganze Leistung kommt aus dem eigenen Sparen – nicht aus dem Investieren.

Und das stimmt. Studien und Rechenbeispiele zeigen: Beim Weg zur ersten 100.000 € stammen rund 70–85 % des Vermögens aus eigenem Sparen – nicht aus Rendite. Das bedeutet: Ohne Disziplin und Sparrate passiert hier nicht viel. Erst mit der Zeit wird aus dem kleinen Schneeball ein echter Lawinenkandidat.

Ab 100.000 € beginnt der Turbo

Wenn man es aber geschafft hat – wenn endlich diese erste runde Summe im Depot oder auf dem Sparkonto steht – dann ändert sich etwas. Ab 100.000 € kommt der Zinseszins ins Rollen.
Ein Beispiel: Wer 10.000 € pro Jahr investiert und 7 % Rendite erzielt, braucht fast 8 Jahre bis zur ersten 100K. Die zweiten 100K folgen in 5 Jahren, die dritten in 3,8 Jahren – und die fünften sogar nur in 2,5 Jahren. Das Wachstum beschleunigt sich massiv.

Mit zunehmendem Vermögen wird das Geld selbst zum Mitarbeiter. Es arbeitet für dich – Tag für Tag, ganz ohne Überstunden. Und dieses exponentielle Wachstum lässt sich irgendwann nicht mehr übersehen. Wer einmal bei 100.000 € angekommen ist, hat einen Wendepunkt erreicht: Jetzt läuft’s.

Verhalten schlägt Wissen

Warum kommen so viele trotzdem nicht dort an? Die Antwort ist unbequem: Weil sie es nicht schaffen, dauerhaft mehr zu behalten als sie ausgeben.
Der Klassiker: Höheres Gehalt, neue Ausgaben. Lifestyle-Inflation. Teureres Auto. Größere Wohnung. Schnell ist das Plus auf dem Gehaltszettel wieder verpufft.

Was erfolgreiche Sparer und Investoren anders machen: Sie leben dauerhaft unter ihren Möglichkeiten und investieren die Differenz. Das klingt banal, ist aber harte Arbeit – weil es bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen. Gegen Werbung, Gewohnheiten und auch gegen soziale Vergleiche. Es braucht Disziplin, Gewohnheit – und manchmal einfach einen Plan.

Was wir konkret tun – und was du tun kannst

Für uns als Familie bedeutet das: Wir setzen auf Automatisierung, klare Sparziele und realistische Budgets. Unsere ETF-Sparpläne laufen jeden Monat automatisch. Wir führen ein Haushaltsbuch, vergleichen Preise, vermeiden Spontankäufe – und haben uns bewusst gegen ein Lebensstil-Upgrade entschieden, obwohl es finanziell drin gewesen wäre.

Aber es geht nicht nur um Verzicht. Es geht auch darum, die Einkommensseite zu stärken. Viele FIRE-Anhänger sagen: „Du kannst deine Ausgaben nur bis auf null senken – aber dein Einkommen ist theoretisch unbegrenzt.“ Ob durch Weiterbildung, Nebenjobs, Gehaltsverhandlungen oder kleine Projekte nebenher – wer die Einnahmen erhöht, kommt schneller zur ersten 100K.

Die erste Million? Gleiche Logik – nur größer

Und was kommt nach den 100K? Eigentlich nur mehr vom Gleichen – aber mit viel weniger Druck.
Ein Portfolio mit 100.000 € wächst bei 7 % um 7.000 € pro Jahr. Bei 200.000 € sind es schon 14.000 €, bei 500.000 € über 35.000 €. Und wer die Million knackt, sieht jährliche Zuwächse von 70.000 € – selbst ohne neue Einzahlungen. Das Vermögen beginnt, sich selbst zu verdoppeln.

Das Verrückte daran: Der Weg zur ersten Million ist fast zur Hälfte durch die ersten 100.000 € geprägt. Sie machen rund 25 % der Zeit aus, die man zur Million braucht – der Rest geht viel schneller. Deshalb sagen viele zurecht: „Reich werden ist am Anfang schwer – danach ist es fast langweilig.“

Unser Fazit: Ja, es ist hart – aber auch machbar

Wenn du gerade dabei bist, deine ersten 1.000, 5.000 oder 20.000 € aufzubauen, fühl dich nicht entmutigt. Ja, es ist zäh. Ja, es fühlt sich oft wie ein Tropfen auf den heißen Stein an. Aber genau das ist normal – und genau deshalb ist die 100.000 €-Marke so ein bedeutsamer Meilenstein. Nicht nur finanziell, sondern auch emotional.

Denn wer einmal 100K geschafft hat, hat bewiesen: Ich kann Geld behalten. Ich kann investieren. Ich kann mein Verhalten ändern. Und das ist die wichtigste Voraussetzung, um auch 200K, 500K oder 1 Mio. zu erreichen.

Der erste Abschnitt auf dem Weg zur finanziellen Freiheit ist der härteste – aber auch der wichtigste. Danach wird’s nicht unbedingt leichter – aber deutlich klarer.

Also: Bleib dran. Du wirst überrascht sein, wie schnell aus Geduld Wachstum wird.