Weiterbildung, Umschulung, Microskills
In sich selbst investieren – lohnt sich das wirklich?
Es gibt diesen bekannten Spruch: Investiere in dich selbst – das ist die beste Rendite. Und ganz ehrlich: Früher klang das für mich wie ein schöner Kalenderspruch. Heute sehe ich es anders. Denn je mehr wir uns mit unserer FIRE-Reise beschäftigen, desto klarer wird: Die eigene Arbeitskraft ist gerade in der Ansparphase unser größter Hebel.
Und diese Arbeitskraft ist nicht statisch. Sie kann sich entwickeln, wachsen, wandeln – wenn wir bereit sind, Zeit, Energie und manchmal auch Geld in unsere Fähigkeiten zu investieren. Dabei geht es gar nicht immer um klassische Weiterbildung mit Zertifikat oder Uni-Abschluss. Manchmal reicht ein neues Tool, ein frischer Blickwinkel oder ein Mikro-Skill, der plötzlich neue Türen öffnet.
FIRE heißt nicht: Ich bilde mich weiter, um noch mehr zu leisten. Sondern: Ich wähle bewusst, in welche Richtung ich wachsen möchte – mit dem Ziel, Freiheit und Selbstbestimmung zu gewinnen.
Warum Weiterbildung für FIRE so spannend ist
Auf den ersten Blick wirken Themen wie Online-Kurse, Umschulung oder berufliche Neuorientierung eher wie Inhalte eines Karriereblogs. Was haben sie also auf einer Seite über finanzielle Unabhängigkeit verloren? Die Antwort ist einfach: Weil jede Verbesserung deines Einkommenshebels auch deinen FIRE-Weg beschleunigt.
Stell dir zwei Menschen mit ähnlichem Lebensstil vor – beide sparen 25 % ihres Nettoeinkommens. Wenn eine davon durch gezielte Weiterbildung ihr Gehalt um 15 % steigern kann, verdoppelt sie fast ihren Sparbetrag – ohne an der Ausgabenschraube zu drehen.
Aber es geht nicht nur ums Geld. Weiterbildung kann auch bedeuten, Arbeit erfüllender, flexibler oder familienfreundlicher zu gestalten. Und gerade für Familien kann das ein riesiger Gewinn sein – nicht nur finanziell, sondern auch emotional.
Micro-Skills statt Masterabschluss
Wenn wir über Weiterbildung sprechen, denken viele sofort an teure Seminare, Abendstudium oder monatelange Fortbildungen. Aber das ist nur ein kleiner Teil der Möglichkeiten. Mindestens genauso spannend sind Micro-Skills – also kleine, punktuelle Fähigkeiten, die sich schnell erlernen lassen und in Summe großen Unterschied machen können.
Das kann zum Beispiel sein, wie du eine Tabellenkalkulation besser nutzt, ein neues Kommunikationstool beherrschst oder dir eine grundlegende Programmierlogik aneignest. Auch Sprachkenntnisse, Visualisierungstechniken oder Soft Skills wie Gesprächsführung können echte Türöffner sein.
Was uns dabei hilft: In kleinen Zeitfenstern zu denken. Statt den nächsten großen Karriereschritt zu planen, fragen wir uns: Was könnte ich in den nächsten drei Monaten lernen, das mir neue Optionen eröffnet?
Weiterbildung muss nicht teuer sein – aber klug gewählt
Natürlich gibt es auch hier Fallstricke. Wer sich planlos in einen Kurs nach dem anderen stürzt, verbrennt womöglich Zeit und Geld – ohne echten Mehrwert. Deshalb stellen wir uns vor jeder Entscheidung ein paar einfache Fragen:
Passt diese Weiterbildung zu dem Leben, das wir führen wollen?
Wie realistisch ist es, dass sich diese Investition in Geld, Zeit oder Lebensqualität auszahlt?
Gibt es Alternativen, z. B. durch Selbstlernen, Mentoring oder interne Entwicklung im Job?
Oft hilft uns auch ein Blick auf Fördertöpfe – etwa über die Agentur für Arbeit, Landesprogramme oder spezielle Bildungsboni. Manchmal lohnt es sich auch, im eigenen Unternehmen nach Entwicklungsbudgets oder internen Schulungen zu fragen.
Wann sich sogar ein beruflicher Neustart lohnen kann
Einer der mutigsten Schritte, den man im Rahmen von FIRE gehen kann, ist ein kompletter Berufswechsel. Und ja, das klingt radikal – aber für manche Menschen ist es genau der richtige Schritt. Gerade wenn man merkt: Ich halte meinen Job nur noch aus, weil ich das Geld brauche – dann lohnt sich ein zweiter Blick.
Natürlich ist ein solcher Schritt nie leicht. Aber FIRE bedeutet auch, die eigenen Spielräume aktiv zu gestalten. Und manchmal ist es langfristig klüger, in den sauren Apfel der Übergangszeit zu beißen, als sich jahrzehntelang zu verbiegen.
Wer dabei nicht gleich kündigen möchte, kann auch erst einmal klein anfangen – mit einem Zertifikat, einem Abendkurs, einem Nebenprojekt. Wichtig ist nur: Nicht auf den großen Knall warten, sondern bewusst ins Handeln kommen.
Auch als Familie möglich – mit klarer Planung
Vielleicht denkst du jetzt: Klingt alles toll, aber wie soll das bitte mit Kind, Job und Alltagswahnsinn funktionieren? Das fragen wir uns auch regelmäßig. Und ja, es gibt Phasen, da ist ein zusätzlicher Kurs einfach nicht drin.
Aber es gibt auch die anderen Phasen – und die versuchen wir zu nutzen. Ein Podcast beim Spazierengehen, ein Online-Modul in der Mittagspause, ein Wochenendworkshop, wenn die Großeltern aufpassen können – all das zählt.
Wichtig ist für uns als Familie, dass solche Weiterbildungen gemeinsam getragen und nicht stillschweigend im Alltag versteckt werden. Wir sprechen offen darüber, wer wann Zeit braucht, welche Ressourcen wir dafür einplanen und was realistisch ist. Denn nur dann fühlt es sich nicht wie ein zusätzlicher Stressfaktor an, sondern wie eine gemeinsame Investition in unsere Zukunft.
Was wir konkret gemacht haben
Bei uns sah das ganz unterschiedlich aus – je nach Berufsfeld, Lebensphase und Energielevel. Als Lehrkraft habe ich die Möglichkeit, über das Land regelmäßig an Fortbildungen teilzunehmen – viele davon finden digital über das Portal LFBO des ZSL statt. Das ist eine große Chance, denn so kann ich mich ohne zusätzliche Kosten regelmäßig fachlich und methodisch weiterentwickeln. Einige Themen wie Mediengestaltung oder digitale Tools konnte ich so ganz praktisch in den Unterricht integrieren. Daneben habe ich mir privat einen großen Wunsch erfüllt und eine Montessori-Ausbildung gemacht – nicht, um mich beruflich neu zu orientieren, sondern weil es sich richtig und sinnvoll angefühlt hat.
Auch Marius hat sich in seiner Firma weitergebildet – durch interne Coachings, als er in eine Führungsrolle gewachsen ist. Später kam der Wunsch auf, nochmal etwas ganz Neues zu lernen. Obwohl er aus der Softwareentwicklung kommt, hat er sich abends durch ein komplettes Masterstudium in Cybersecurity gearbeitet. Das war fordernd, klar – aber eben auch eine bewusste Entscheidung, langfristig neue Wege zu öffnen.
Und manchmal sind es die kleinen Dinge. Zum Beispiel haben wir beide angefangen, berufliche Inhalte konsequent auf Englisch zu lesen oder Serien in der Originalsprache zu schauen. Kein Zertifikat, kein offizieller Kurs – aber gerade bei Sprachen zeigt sich, wie alltagsnahe Weiterbildung aussehen kann, wenn man sie in sein Leben integriert. Denn nicht immer ist der große Wurf nötig. Oft genügt es, bewusst eine Richtung einzuschlagen – Schritt für Schritt.
Ein kurzer Ausblick: Wann Nebenjobs sinnvoll sind
Wenn wir über Weiterbildung und neue Fähigkeiten sprechen, landen wir automatisch bei der Frage: Kann ich das nicht auch nutzen, um mir nebenbei ein zusätzliches Einkommen aufzubauen?
Das ist genau das Thema des nächsten Artikels. Denn dort geht es um die spannende Frage, ob ein klassischer Nebenjob oder ein sogenannter Side Hustle besser zu dir – und zu deiner FIRE-Reise – passt. Dabei schauen wir nicht nur auf finanzielle Aspekte, sondern auch auf Zeit, Energie und Lebensfreude.
Denn was nützt dir das schnell verdiente Geld, wenn es dich am Ende mehr kostet, als es bringt? Und was, wenn ein kleines Herzensprojekt plötzlich zum langfristigen Einkommensstrom wird?
Im nächsten Artikel vergleichen wir typische Modelle, zeigen Fallstricke auf und erzählen, wie wir selbst mit Nebenjobs experimentiert haben – und was wir daraus gelernt haben.
Wenn du in der Zwischenzeit schon überlegst, welche Skills dir beruflich oder persönlich weiterhelfen könnten, frag dich doch mal: Was würde ich lernen, wenn Geld keine Rolle spielt – und was, wenn es mir doppelt so schnell zur finanziellen Freiheit verhilft? Manchmal liegt die Antwort dazwischen. Und genau dort beginnt Bewegung.